Dienstag, 14. Oktober 2014

8. Etappe Arzua - Santiago de Compostela

JiNach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir bei frischen 8°C und Sonnenschein Richtung Santiago de Compostela.
Es waren unzählige Pilger unterwegs. Eine Frau konnte kaum noch laufen und nutzte ihren Stock um das malade Bein zu entlasten. Da werden die letzten 30 Kilometer wohl zur absoluten Qual. Dazwischen die "Tages Pilger", deren Gepäck bequem mit dem Shuttle von Unterkunft zu Unterkunft gebracht wird. Jedem den seinen Camino - ich glaube aber, dass selbst unsere 500 km am eigentlichen Sinn des Camino vorbeigehen. Auch wenn wir beide durchaus das Angebot der offenen Kirchen zur Besinnung und Andacht angenommen haben, ist die Zeit doch zu kurz um intensiver über sich, den Glauben und das Sein nachzudenken. Als Fusspilger mit 880 km vor sich, kommt dies aufgrund der Langsamkeit und der damit verbundenen Zeit wohl zwangsläufig. Wenn man im Pilgerbüro die Pilgerurkunde in Empfang nehmen möchte, muss man sich zuvor in eine Liste mit Namen, Alter, Beruf, Herkunft und der Motivation für den Jakobsweg eintragen. Bei letzteren Punkt hat man die Wahl zwischen religiösen Gründen, religiös spiritueller Motivation oder sportlich bzw. touristischen Grund für seinen Weg. Ich persönlich glaube der Weg berührt jeden, aber der Pilger, der den Weg zu Fuß von Frankreich aus geht, wird zwangsläufig im tiefsten berührt werden.
Zurück zu unserem Weg. Hat man den Flughafen erreicht, sind es noch 10 Kilometer bis zum Ziel. Die Gegend wird Meter für Meter urbaner. Am Monte del Gozo ist ein riesiges Denkmal anlässlich des Besuches vom Papst Johannes Paul II errichtet worden. Dort hat der Pilger auch die Gelegenheit seinen vorletzten Sella/Stempel zu bekommen. Radpilger benötigen für die letzten 200 Kilometer zwei Stempel in ihren Credencial. Diese bekommt man in Kirchen, Herbergen aber auch in Cafés.
Nun beginnt dir Fahrt bergab nach Santiago und die Reise neigt sich dem Ende entgegen. Etwa einen Kilometer vor der Kathedrale quittiert das Schaltwerk von Carstens MTB seinen Dienst. Also beschließen wir die Räder direkt zu Velocipedo zu bringen. Das Geschäft liegt unmittelbar am Camino. Dort werden die Fahrräder demontiert und in einen Karton für den Flug verpackt. Auch das Taxi zum Flughafen bestellen wir gleich dort, denn viele Taxen, die 2 Kartons und 2 Personen transportieren können gibt es wohl nicht.
Bald darauf erreichen wir die Kathedrale, leider wegen Bauarbeiten etwas verhüllt, und begeben uns zum Pilgerbüro. Die dortige Schlange verheißt eine lange Wartezeit und so beziehen wir erst unser Zimmer.
Am Abend stehen wir dann doch eine gute Stunde an, um unsere Pilgerurkunde in Empfang zu nehmen.
Den Abend der Ankunft lassen wir bei einem gutem Essen und der Entdeckung der Reise, einem Glas Mencias, ausklingen.

Menzias ist ein Traube, die in Bierzo und Galicien angebaut wird. Faszinierend welch gleichermaßen Gute, wie auch unterschiedliche Weine man daraus ausbauen kann. Dafür, dass die Spanier diese Weine für sich behalten, sollten sie vom europäischen Gerichtshof belangt werden. Wir kriegen die, sicher nicht schlechten, Tempranillos & Co. und die Mencias bleiben im Land. Ein Kellner erzählte mir, das ein einfacherer Mencias mit 86 Parker Punkten beurteilt wurde (lecker, aber nicht sensationell). An und für sich nicht erwähnenswert, aber dieser Wein stünde für 1,50 Euro die Flasche im Supermarkt.......nun kann der Weinfreund sich vorstellen, welche Schätze sich in den gut ausgebauten Mencias wohl verstecken mögen.

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