Pilgern mit dem Mountainbike
Ein Blog ist im Grunde ein Tagebuch und in genau dieser Funktion möchte ich diesen Blog auch verwenden. Als Tagebuch unserer Pilgerreise vom 6.10. bis 16.10.14 nach Santiago de Compostela mit dem Mountainbike für meine Familie, Freunde, Pilger, die eine solche Reise planen und natürlich auch für mich als Erinnerung.
Freitag, 9. November 2018
Pilgern reloaded... im September auf dem Küstenweg
Mittwoch, 2. Mai 2018
Pilgern reloaded
Freitag, 15. April 2016
Hotels & Unterkünfte
- Burgos - Meson del Cid - super Zimmer, direkt an der Kathedrale, geniales Frühstück, das Ganze für 70 EUR im DZ - einzig die Bikes standen am Fuß der Kellertreppe, aber nun denn, wegtragen hätte sie eh keiner können.
- Carrion de los Condes - Hostel La Porte - einfach, nur 50 EUR für ein Dreibettzimmer, aber super Restaurant dabei. Fahrräder im Innenhof vor dem Zimmer angeschlossen.
- Leon - NH Léon Plaza Mayor - Zentral, top & teuer. War auf dieser Pilgereise ausgebucht. Daher sind wir im Le petite Leon abgestiegen, klasse Hotel, zentral zum kleinen Preis ca. 60 EUR. Die Bikes wurden in einer Garage gegenüber abgestellt
- Astorga - Hotel Gaudi - direkt gegenüber dem Bischofspalast - die Lage macht's. Ansonsten nicht bewegendes. Bikes sicher in einer Garage verstaut.
- Ponferrada - Hotel el Castillo - an der Hauptstraße, direkt unterhalb der Templerburg, gutes Hotel mit Garagenplatz für die Fahrräder - Frühstück: typisch spanisch..... was will man mehr für 45 EUR im Doppelzimmer
- Triacastela - keine Empfehlung
- Arzúa - Pazo Santa Maria - altes Herrenhaus, etwas außerhalb, tolle Räume, klasse Restaurant, bestes Hotel auf der Reise, Bikegarage - allerdings 80 EUR das Doppelzimmer
- Santiago de Compostela - San Bieito - zentrale Lage, top Zimmer, klasse Service UND 24 Stunden Frühstück!!!! inklusive!
Sonntag, 19. Oktober 2014
Santiago de Compostela
Der Ordnungsdienst fordert die Besucher, die nicht an der Messe teilnehmen wollen, auf die Kathedrale zu verlassen und weist daraufhin, dass Fotoapparate und Smartphones auszuschalten sind. Dies scheint aber von den meisten Besuchern nur als Vorschlag interpretiert zu werden. Selbst eine Pilgergruppe, die das Privileg hatte direkt vor dem Altar der Messe beizuwohnen (offensichtlich hat die Gruppe eine Statue der Santa Theresia de Jesus ein Stück des Jakobsweges getragen) fotografierte ungeniert aus allen verfügbaren Objektiven.
Am Nachmittag liess der Regen nach und so war eine Besichtigung der Altstadt ohne allzu nasse Füsse möglich. Ein paar Geschenke für die Familie, ein wenig Sightseeing und unsere Reise geht Ihrem Ende entgegen.
Dienstag, 14. Oktober 2014
8. Etappe Arzua - Santiago de Compostela
JiNach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir bei frischen 8°C und Sonnenschein Richtung Santiago de Compostela.
Es waren unzählige Pilger unterwegs. Eine Frau konnte kaum noch laufen und nutzte ihren Stock um das malade Bein zu entlasten. Da werden die letzten 30 Kilometer wohl zur absoluten Qual. Dazwischen die "Tages Pilger", deren Gepäck bequem mit dem Shuttle von Unterkunft zu Unterkunft gebracht wird. Jedem den seinen Camino - ich glaube aber, dass selbst unsere 500 km am eigentlichen Sinn des Camino vorbeigehen. Auch wenn wir beide durchaus das Angebot der offenen Kirchen zur Besinnung und Andacht angenommen haben, ist die Zeit doch zu kurz um intensiver über sich, den Glauben und das Sein nachzudenken. Als Fusspilger mit 880 km vor sich, kommt dies aufgrund der Langsamkeit und der damit verbundenen Zeit wohl zwangsläufig. Wenn man im Pilgerbüro die Pilgerurkunde in Empfang nehmen möchte, muss man sich zuvor in eine Liste mit Namen, Alter, Beruf, Herkunft und der Motivation für den Jakobsweg eintragen. Bei letzteren Punkt hat man die Wahl zwischen religiösen Gründen, religiös spiritueller Motivation oder sportlich bzw. touristischen Grund für seinen Weg. Ich persönlich glaube der Weg berührt jeden, aber der Pilger, der den Weg zu Fuß von Frankreich aus geht, wird zwangsläufig im tiefsten berührt werden.
Zurück zu unserem Weg. Hat man den Flughafen erreicht, sind es noch 10 Kilometer bis zum Ziel. Die Gegend wird Meter für Meter urbaner. Am Monte del Gozo ist ein riesiges Denkmal anlässlich des Besuches vom Papst Johannes Paul II errichtet worden. Dort hat der Pilger auch die Gelegenheit seinen vorletzten Sella/Stempel zu bekommen. Radpilger benötigen für die letzten 200 Kilometer zwei Stempel in ihren Credencial. Diese bekommt man in Kirchen, Herbergen aber auch in Cafés.
Nun beginnt dir Fahrt bergab nach Santiago und die Reise neigt sich dem Ende entgegen. Etwa einen Kilometer vor der Kathedrale quittiert das Schaltwerk von Carstens MTB seinen Dienst. Also beschließen wir die Räder direkt zu Velocipedo zu bringen. Das Geschäft liegt unmittelbar am Camino. Dort werden die Fahrräder demontiert und in einen Karton für den Flug verpackt. Auch das Taxi zum Flughafen bestellen wir gleich dort, denn viele Taxen, die 2 Kartons und 2 Personen transportieren können gibt es wohl nicht.
Bald darauf erreichen wir die Kathedrale, leider wegen Bauarbeiten etwas verhüllt, und begeben uns zum Pilgerbüro. Die dortige Schlange verheißt eine lange Wartezeit und so beziehen wir erst unser Zimmer.
Am Abend stehen wir dann doch eine gute Stunde an, um unsere Pilgerurkunde in Empfang zu nehmen.
Den Abend der Ankunft lassen wir bei einem gutem Essen und der Entdeckung der Reise, einem Glas Mencias, ausklingen.
Menzias ist ein Traube, die in Bierzo und Galicien angebaut wird. Faszinierend welch gleichermaßen Gute, wie auch unterschiedliche Weine man daraus ausbauen kann. Dafür, dass die Spanier diese Weine für sich behalten, sollten sie vom europäischen Gerichtshof belangt werden. Wir kriegen die, sicher nicht schlechten, Tempranillos & Co. und die Mencias bleiben im Land. Ein Kellner erzählte mir, das ein einfacherer Mencias mit 86 Parker Punkten beurteilt wurde (lecker, aber nicht sensationell). An und für sich nicht erwähnenswert, aber dieser Wein stünde für 1,50 Euro die Flasche im Supermarkt.......nun kann der Weinfreund sich vorstellen, welche Schätze sich in den gut ausgebauten Mencias wohl verstecken mögen.
Gleich geht es los auf die letzte Etappe
Unsere Sachen sind dank der auf Hochtouren laufenden Heizung wieder trocken geworden.
Die Sonne scheint, es ist allerdings recht frisch.
Noch 36 Kilometer liegen vor uns.
Dann erhalten wir hoffentlich gesund und munter unsere Pilgerurkunde und können die Pilgermesse besuchen.
Montag, 13. Oktober 2014
7. Etappe Portomarin - Arzua
Etwa 55 km, knapp 1100 HM und 4:45 Stunden Fahrzeit.
4 Uhr, das erste Handy versucht seinen Besitzer zu wecken. Prompt wache ich auf und bete das es nicht das Meinige ist. Glück gehabt, aber so kann ich die akustischen und olfaktorischen Ausscheidungen meiner 139 Mitschläfer beim Wiedereinschlafen genießen. Eine kleinere Herberge probiere ich gerne nochmal aus, aber das hier ist nicht meins.
7:30 Uhr an Schlaf ist nicht mehr zu denken, die Sanitärräume wurden intensiv benutzt und so beschränke ich meine Körperpflege auf ein Minimum. Das Frühstück, Toastado (aufgebackenes Brot von Gestern), Butter, Marmelade und dazu einen leckeren Café con leche ist absolut in Ordnung.
Wir haben die absolute Nachsaison, aber die normalen Herbergen sind voll. Der Wirt, von unserem Restaurant am gestrigen Abend, meinte, dass im Sommer auf die 500 Einwohner von Portomarin bis zu 4000 Pilger pro Tag kämen. Von innerer Einkehr ist man da wohl weit entfernt.
Wir starten bei leichten Regen mit dem Wissen, dass es, mehr oder minder, die nächsten 20 Km bergauf gehen wird. Der Regen wird heftiger und Carsten kämpft mit seinem Magen, Spanien ist offensichtlich kein Land der Vegetarier.
Dank des immer stärker werdenden Regens und des Nebels bekommen wir von der Landschaft nicht so viel mit. In Palas del Rei gönnen wir uns einen Café con leche.
Weiter geht es ständig bergauf und bergab. Dabei sind Steigungen oder Gefälle von über 15% keine Seltenheit.
In Melide kehren nochmals ein. Die Casa Alongos verwöhnt mit selbst gebackenen Kuchen und lokalen Spezialitäten in Bio Qualität. Eine echte Alternative zu den Massenfütterungsstellen ein paar hundert Meter weiter. Wirt und Wirtin sind super nett und das Essen ist top.
Der Regen wird stärker, die Steigungen, zumindest gefühlt, immer steiler und so langsam reicht es uns. Unser Hotel in Arzua, das Plazo Santa Maria, ist perfekt. Ein altes spanisches Herrenhaus mit Kaminzimmern und einer vorzüglichen Küche ist der Kontrast zur Herberge am Abend zuvor schlechthin.
An dieser Stelle, satt, warm und trocken meinen Respekt den unzähligen Fusspilgern, die vom Camino sichtbar gezeichnet die letzten Kilometer nach Santiago in Angriff nehmen und dabei in den Herbergen nächtigen. Wohlwissend, dass die Sachen am morgen nicht trocken sein werden und der nächste Tag kein leichter sein wird.
Morgen werden wir, so Gott will, in Santiago ankommen.